Decoding Richter
18.08. - 23.08. / Vernissage: 18.08. ab 18 Uhr
Teilnehmende KünstlerInnen: Arbi Jaballah, Bernhard Buff, Ines Kaufmann, Maximiliano Leon, Daniel Richter, Marlene Zehder
Die kommende Ausstellung setzt sich mit Daniel Richter und seinen (ehemaligen) Studierenden auseinander. Richter leitet die Klasse für Erweiterten malerischen Raum an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und ist bekannt dafür, seinen Studierenden freie Hand zu lassen. Das führt zu ganz unterschiedlichen Arbeitsweisen und thematischen Auseinandersetzungen, die auf den ersten Blick wenig mit Richter zu tun haben. Betrachtet man die Arbeiten der Studierenden aber genauer, lassen sich in diesen auch Teilaspekte aus dem Werk ihres Professors wiederfinden. Die Ausstellung lädt Sie dazu ein, diesen nachzugehen und ermöglicht zugleich einen Einblick in die Entwicklungen der zeitgenössischen Malerei.
Ausstellungstext Decoding Richter
Betrachtet man die Arbeiten der Studierenden der Klasse von Daniel Richter an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, fällt es zunächst schwer, eine durchgehende Linie zu finden. Sowohl inhaltlich als auch stilistisch unterscheiden sich die Werke derart, dass die Frage aufkommt, unter welchen Gesichtspunkten Richter die Studierenden auswählt und im Folgenden „ausbildet“. Während andere ProfessorInnen wie etwa Neo Rauch in Leipzig den Studierenden oftmals ihren eigenen Malstil nahezu aufzwingen und eine Art Geniekult um den Lehrenden entsteht, verhält es sich bei ihm anders. Die kritisierte seltene Anwesenheit kompensiert Daniel Richter mit einer unvergleichlichen Analysefähigkeit von Werken. Wie Studierenden berichten, erfasst er ohne Erklärung der KünstlerIn innerhalb weniger Augenblicke die Intention und zugleich noch bestehenden Probleme eines Bildes. Seine Kommentare sind keine konkreten Lösungsvorschläge, sondern leiten die Studierenden an, über das Bild zu reflektieren und eine eigene Lösung zu finden. Weder legt er ihnen technische oder formale Änderungen nahe, noch greift er in die inhaltliche Thematik ein. Vielmehr schult er das Sehen der Studierenden, eine Fähigkeit, die einige als das größte learning während ihres Studiums bezeichnen.
So groß die Freiheit der Studierenden also ist, muss es doch Gründe geben, warum Daniel Richter diese in seine Klasse aufgenommen hat. Eine Klasse, auf die sich überproportional viele an der Akademie bewerben und dementsprechend auch viele abgelehnt werden müssen. Blickt man auf die Entwicklung von Richter selbst, lässt sich ein Wandel in seiner formalen Arbeitsweise von der abstrakten zur figurativen Malerei feststellen. Inhaltlich verhält es sich hingegen konstanter. In seinen Arbeiten setzt sich Richter sowohl mit den politischen Themen der Gegenwart als auch der Vergangenheit auseinander. Dabei möchte er diese nicht konkret illustrieren, sondern lässt den Betrachtenden eine große Interpretationsfreiheit. Wie er selbst sagt, führen seine Arbeiten daher nicht zwangsläufig zu einer Wahrheit oder Erkenntnis über die Gesellschaft, sondern eher zu einer Erkenntnis über die Abbildbarkeit bestimmte Phänomene. Auch persönliche innere Konflikte finden Eingang in die Bilder von Richter, sowohl thematisch als auch formal, etwa bei der Wahl seiner Farbenpalette.
Diese Problemstellungen, die privater Natur, aber auch die Gesellschaft ausgelöst worden sein können, stehen nicht nur im Werk von Richter im Vordergrund, sondern interessieren ihn auch besonders bei der Auswahl seiner Studierenden. Richter wählt KünstlerInnen, die entweder einen persönlichen Konflikt mit sich tragen oder einen aus der Gesellschaft kenntlich machen. Wie die Ausstellung zeigt, können diese ihren Ausdruck mal konkreter, mal subtiler finden. So wie Richter wählen die gezeigten KünstlerInnen verschiedene Mittel. Während manche Arbeiten mythisch und symbolisch sind, arbeiten andere mit einer Narration, allein mit Farben, mit expressivem Ausdruck oder mit einem Minimalismus, der jeglichen Interpretationspielraum offenlässt.
Die Besucherinnen sind daher herzlich eingeladen, sich den verschiedenen Ausdrucksformen der KünstlerInnen zu nähern. In allen Arbeiten wohnt auch etwas aus dem Werk von Richter inne. Dabei sind diese aber keine Kopie oder ein Nachahmen ihres Professors, sondern vielmehr das Charakteristikum der KünstlerIn, das Richter dazu bewogen hat, sie oder ihn in die Klasse aufzunehmen.